Am Ende der vergangenen Saison begaben sich drei aufstrebende Spieler des TTC Langnau auf eine Gratwanderung gen 2. Liga; der Älteste der drei (und auch der Vernünftigste) sprach väterlich auf die beiden anderen ein, dass die 2. Liga doch ein wenig zu stark sei für ihn. Aber Brünu und Sebu – die beiden Talente mit NLB-Potential – liessen nicht locker und schlussendlich willigte der alte Sack ein, sich mit vollem Elan in das 2.-Liga-Abenteuer zu stürzen.
Gesagt, getan > es kam, wie es kommen musste … Brünu verletzte sich am Meniskus und musste sogar unter das Messer; die Prognosen, wann er wieder spielen kann, waren ungewiss > es hiess sogar, dass die Saison gelaufen sein könnte.
Sebu und ich standen nun da wie «bestellt und nicht abgeholt» und wir suchten fieberhaft nach Lösungen. Eine gute Lösung war die Einbindung von Jeaninne – die Freundin von Eru – unserem ehemaligen Klub-Zameraden, der in der Zwischenzeit eine schöpferische Tischtennis-Pause eingelegt hatte. Zusammen mit Jeaninne konnten wir Eru motivieren, sich wieder für einige Spiele zu verdingen, allerdings mit dem sog. «Zäziwil»-Effekt (Erklärung für Nicht-Insider: Eru spielt nur Heimspiele).
Das hiess, dass wir einen Teil des Problems gelöst hatten, es fehlte nun noch ein Spieler, der die Auswärtsspiele mit uns bestreiten konnte (natürlich wurden auch interne Varianten diskutiert mit der Einbindung von Elias, der aber dann in der unteren Liga gefehlt hätte).
Es wurde Sommer und die WM der Senioren in Rom stand vor der Tür, wo Iris und ich hinfuhren:
An solchen Events trifft man natürlich auch alte Bekannte – unter anderem eben auch Jorge Schmitz, der früher mal in der Schweiz (mehrheitlich beim TTC Wohlensee) spielte.
Jorge ist Argentinier, der auch in Deutschland gelebt hat und deshalb auch einen deutschen Pass hat und nun mit einer Italienerin verheiratet ist und in Turin lebt – alles klar?
Neu dürfen Spieler, die in einer ausländischen Liga spielen, zusätzlich mit einer sog. Doppellizenz auch in der Schweiz spielen.
Ich fragte Jorge beiläufig, ob er eventuell Lust habe, in der Schweiz zu spielen > er sagte JA.
Somit gingen Sebu und ich an die Detail-Planung des Besuches von Jorge. Ziel sollte es sein, dass wir mindestens 2 Mannschafts-Spiele der 2. Liga so ansetzen, dass Jorge beide Spiele kurz nacheinander spielen kann und somit nicht allzu lange von zuhause weg sein muss (er spielt ja in Italien auch noch Meisterschaft).
Vorher musste noch die Finanzierung geklärt werden; es ging um die Klubmitgliedschaft, die Lizenzkosten, das Fahrgeld und die Unterkunft.
In einem sonntäglichen Präsidial-Telefonat konnten die Klubmitgliedschaft und die Lizenzkosten geklärt werden > der Klub übernahm diese Kosten – Vielen Dank!
Für das Fahrgeld kamen Sebu und ich auf und die Familie Luder bot dem «straniero» Asyl in Sumiswald an.
Nun mussten beim Verband noch die Formalitäten erledigt werden > auf der italienischen Seite übernahm dies Jorge > war sehr einfach >>> auf der schweizerischen Seite musste Sebu einen Klassierungs-Findungs-Workshop einberufen mit Einbezug aller Resultate der vergangenen 10 Jahre … dabei kam der Klassierungsvorschlag «B15» heraus > der Unkenruf von weniger versierten TT-Kennern wurde dabei lautlos ignoriert und einem Einsatz von Jorge stand nun nichts mehr im Wege.
Vorher begann allerdings die Meisterschaft schon und zwar mit einem Auswärtsspiel in Thun. Da Eru völlig motiviert war, wieder an der Platte zu stehen (vielleicht war es auch das geplante Nachtessen am Wasser), wurde für einmal die «Zäziwil»-Klausel ausser Kraft gesetzt und wir spielten allesamt über unseren Erwartungen und gewannen einen Punkt.
Dann kam das zweite Spiel gegen Aarberg, wo Sebu sein wahres NLB-Potential zeigte und alle 3 Spieler inkl. dem B12-Spieler Frank Sporbeck schlug; danach folgte ein kleiner Dämpfer gegen Bern, wo nun Elias zu seinem ersten Einsatz kam und wir «nur» einen Punkt holten, wiederum dank Sebu (und Elias im Doppel).
Dann ENDLICH war es soweit: der erste Einsatz von Jorge war nun eingeplant. Am Nachmittag des Dienstages (29.10.2024) fuhr er von Torino nach Sumiswald und das Ganze begann dann natürlich – wie könnte es anders sein – mit einem Plättli:
Gegen Abend fuhren wir nach Spiez und beim Einspielen zeigte sich die alte Klasse von Jorge – würde das aber auch für das Spiel gegen den jungen B11-Spieler Kai Fischer reichen? Es reichte durchaus, Jorge fertigte den Jungen mit 3, 4 und 5 ab. Allerdings verlor Kai an diesem Abend auch gegen Sebu und mich (böse Zungen behaupteten, dass die Interessen von Kai derzeitig bei anderen Themen liegen > es geht um das Studium bestimmter Pflanzen …). Sebu und Jorge spielten souverän weiter und der alte Sack (ich) musste gegen den anderen alten Sack mit Noppen (Aeschbach) eine bittere Niederlage entgegennehmen (im 5. Satz verlor ich mit zwei Netzbällen zu 9).
Alles in allem waren aber die ersten 4 Punkte mit Jorge im Trockenen und wir gönnten uns den legendären Spiezer-Käsekuchen (weil nach Aussagen von Jorge ist das Wichtigste am Tischtennis spielen die Beiz danach – er hat ja soooooo Recht).
Am nächsten Abend kam es zu einem Heimspiel gegen Heimberg; Heimberg musste wegen Krankheit mit einem Ersatz-Mann antreten (Roger Streitmatter). Jorge, Eru (Langnau liegt ja im «Zäziwil-Rayon») und Sebu spielten die Heimberger souverän an die Wand und spielten sich so die zweiten 4 Punkte ein.
Blöd war nur, dass man im Nachhinein erfuhr, dass Roger eigentlich nicht hätte spielen dürfen und Heimberg verlor die Partie nachträglich 0-10 forfait.
Übrigens wurde die Partie von diversen Zaungästen verfolgt > Zürchers mit dem operierten Brünu sowie Marion und Küsu Roth, die einstigen Klubkollegen aus Wohlensee.
Auch hier nahmen wir nach dem Sieg im Hirschen ein Häppli zu uns und am nächsten Tag fuhr Jorge – nach einem sehr erfolgreichen Einsatz – wieder gen Torino.
Das nächste Spiel gegen Port verlief sehr komisch: nach der ersten Runde stand es 3-0 für uns. Dabei gab es dicke Überraschungen, denn einerseits gewann Eru sensationell gegen den B14-Spieler Dirk Hofmann und ich schlug den höher klassierten C8-Spieler Tino Friso in 5 Sätzen zu 12 … (er kommentierte seine Niederlage damit, dass das Spiel gegen mich mit TT nicht viel am Hut habe und es eigentlich nur ein «Ball-über-die-Schnur»-Spiel sei … er verlor am darauffolgenden Monatag bei den Senioren noch einmal gegen mich, dieses Mal dann nur in 4. Sätzen, damit er nicht so lange «Schnur-Ball» spielen musste …)
Dann kam die zweite Runde, wo Eru gegen den Noppen-Spieler die Nerven verlor und mit dem Tischtennis spielen aufhören wollte, daraufhin musste ich Doppel spielen, was natürlich in die Hosen ging. Dank dem Sieg von Eru (er konnte sich mental wieder erholen) gegen Tino und meinem ungefährdeten Sieg gegen den Noppen-Spieler (!!!) konnten wir den Nachmittag mit einem Unentschieden retten.
Es standen noch 3 Spiele in der Vorrunde aus, und Jorge bestätigte uns, dass er ein zweites Mal kommen will und zwar am 10. + 11. Dezember, vorher hätten wir am 28.11.2024 noch das Spiel gegen Grauholz gehabt ABER Sebu machte beim Nachhause fahren mit dem Zug (Schiff fahren wäre eindeutig sicherer !) einen schlimmen Misstritt, sodass ein Einsatz gegen Grauholz am Folgetag nicht denkbar gewesen wäre.
Grauholz willigte netterweise ein, das Spiel auf den 9.12.2024 zu verschieben (böse Zungen behaupten, dass Sebu das extra gemacht hatte, damit wir Jorge 3x hintereinander einsetzen konnten aber hierbei handelt es sich eindeutig um FAKE-NEWS !!!).
Jorge tuckerte also am Montag des 9. Dezember 2024 wieder ins Emmental – wo es natürlich wieder ein Plättli gab – danach war Heimspiel angesagt gegen Grauholz und es kam zur ersten Reifeprüfung unter den zwar strengen aber wohlwollenden Augen des Präsidenten.
Jorge verlor sein erstes Match in der Meisterschaft gegen Chrigu Hofer trotz der grossenartigen Spiel-Analyse des Schreibenden (oder vielleicht auch gerade deshalb). Jorge war bitter enttäuscht von sich und alle seine italienischen Kraftausdrücke können hier aus Gründen des Kinderschutzes nicht wiedergegeben werden.
Aber es war der Tag von Sebu, dank seiner Fuss-Verletzung war er vollgepumpt mit Adriana-Lin (oder etwas Ähnlichem) und schlug nacheinander den C6, C8 und auch noch den starken C10 (Hofer).
Bei Eru ging es leider nach dem ersten Einzel in die Hosen bzw. in den Rücken; im zweiten Einzel verspürte er einen Zwick im Rücken (ev. auch hervorgerufen durch das väterliche Schwangerschaftsturnen) und musste praktisch kampflos dem Gegner das Spiel überlassen und konnte dann weder zum Doppel noch zum letzten Einzel antreten.
Jorge leistete zwar noch seinen Beitrag im Doppel zum Sieg, beim letzten Spiel musste er aber auch als Verlierer vom Platz (ich verzichte auch hier auf die italienische Formulierungen).
Trotzdem, dank der Gesamt-Mannschaftsleistung schaute dennoch ein Sieg heraus und wir gingen mit 3 Punkten und den Grauholzern in die Sonne …
Am nächsten Tag musste ich dann wieder in die Hosen («Zäziwil»-Effekt der Auswärtsspiele) in Kirchberg. In der Mannschaft spielte ein alter Fuchs, der seine Noppen sehr gut einsetzen konnte und der aus Serbien stammte. Eigentlich begriff ich das Spiel …, aber trotz meiner Serbisch-Kenntnisse spielte mich Nebojsa gekonnt aus und zeigte mir meine Grenzen auf. Auch Sebu – sonst ein solider Noppen-Bändiger – vermochte gegen ihn nicht zu punkten, einzig Jorge spielte sehr souverän gegen die Noppen, wenigstens die ersten 2 Sätze … dann kam der Serbe nochmals auf und Jorge musste alle Kräfte mobilisieren, um als Sieger vom Platz zu gehen.
Dann kam doch noch meine Stunde und ich schlug – wie eigentlich fast immer – David Lips, allerdings sehr knapp zu 10 im 5. Satz. Mit den 3 Siegen von Jorge, mit je einem Sieg von Sebu und mir und dem Doppel-Sieg gingen wir auch an diesem Abend als Sieger vom Platz und nahmen die 3 Punkte in die Bar, wo es ausnahmsweise wegen einem Schwinger-Anlass um 22h00 noch Spaghetti Carbonara gab. Von der Kirchberger-Mannschaft kam leider niemand mit (nur auf dem unteren Mannschaftsbild waren sie noch vertreten), dafür der STT-Präsident und der ehemalige MTTV-NaKo-Chef, was auch zu regen «interessanten» Diskussionen führte.
v.l.n.r.: Nebojsa Kitic, Ramon Sprecher, David Lips, Dänu, Jorge, Sebu
Am Tag drei des 2. Einsatzes (auch der Jorge spürte eine Art Muskelkater > er ist ja auch schon Senior) fuhren wir nach Belp – mit dabei war Elias, dem wir ein zweites 2.-Liga-Spiel versprochen hatten, Sebu und eine «Kuppele» von Fans:
v.l.n.r.: Elä, Buzzi, Marion, Küsu, Sebu, el Jorge, Bäri
Die Belper spielten mit Altmeister Ruedi Bühlmann (Penholder-/Noppenspieler), Tinu Stucki (der zu Heimberg wechseln wird – schade … für wen auch immer) und Bruno Sahli
v.l.n.r.: Elä, Jorge, Sebu, Bruno, Tinu, Rüedu
Sebu eröffnete gewohnt das Skore mit dem ersten Sieg gegen Bruno, Elias verlor klar gegen Tinu und Jorge tat sich mit Altmeister Rüedu sehr schwer, denn Rüedu spielt die Noppen sehr clever und agressiv. Aber an diesem Abend schien uns das Glück hold zu sein und Jorge siegte im 5. Satz zu 10.
In der zweiten Runde holte nur Jorge gegen Bruno einen Punkt, Sebu und Elias waren chancenlos gegen Tinu resp. Rüedu.
Das Doppel ging knapp verloren und in der letzten Runde setzte es 3 Niederlagen ab, denn Jorge konnte sich mental nicht auf Tinu einstellen (dieser hat einen eigenen Kampfstil, der ihn überall bekannt macht …).
Für einmal musste Langnau mit Jorge also als Verlierer vom Platz, was wir aber in der Pizzeria anschliessend wieder schön tranken und assen …
Das wars – die zwei Einsätze von Jorge brachten uns 15 Punkte aber auch viel Gemütlichkeit, viel Spass, viele lustige und interessante Gespräche. Jorge war ein sehr angenehmer Gast e vorrei ringraziarla per il tuo impegno a favore del TTC di Langnau – Molto Grazie !!!
Nun noch zu den Hobby-Analysten und den Möchtegern-NLB-Spielern betreffend des bereits abgezogenen Ligaerhalt-Bärenfelles; ich habe die Kommentare und Äusserungen aller zur Kenntnis genommen aber wie beim Fliegen auch >>> NOW, THIS IS YOUR CAPTAIN SPEAKING:
Tabelle 2. Liga – Gr. 1 nach der Vorrunde
- Aktuell sind wir nach der Vorrunde mit 22 Punkten auf dem guten 4. Platz.
- Es sieht danach aus, dass Brünu ab der Rückrunde wieder einsatzfähig ist, aber erstens sollte man nach einer solchen OP nicht «volles Rohr» geben und zweitens kann auch noch der andere Meniskus in Mitleidenschaft geraten
- Eru scheint es wieder besser zu gehen, hoffen wir, dass es keinen Rücken-Rückschlag geben wird
- Im Tischtennis können immer wieder Verletzungen /alte «Bäschteli’s» auftauchen und ich bin nach meiner MRI-Diagnose auch nicht mehr der Jüngste …
Daher ziemt es sich noch nicht vom Ligaerhalt zu sprechen, letztes Jahr war man zwar in beiden Gruppen mit 25 Punkten gerettet, aber den einen oder anderen Punkt sollten wir zur Sicherheit doch noch heimfahren (ab 30 Punkten können wir dann nochmals eine Diskussions-Runde starten).
Daher gilt > Nid nachelaa !!!
Und: anlässlich des Chlouse-Turniers haben sich zwei Vorstandsmitglieder des TTC Langnau dahingehend geäussert (ich hoffe, dass sie im Besitze ihrer geistigen Kräfte waren und sich nach dem Ausnüchtern noch an ihre Worte erinnern werden …), dass sie einen allfälligen 3. Einsatz von Jorge mitfinanzieren würden, was ich sehr sympathisch finden würde (müssten wir natürlich noch mit Jorge besprechen)
In dem Sinne HOPP LANGNAU und allen einen guten Rutsch in die Rückrunde
Dänu, Capitano Langnau 1